Nachhaltige Farbgewinnung und Verarbeitung
So erhalten Taschen und Accessoires ihre Farbe
Färbeverfahren mit Naturfarbstoffen
Möchte man Farben selber herstellen, benötigt man in erster Linie Farbpigmente. Das Wort „Pigment“ stammt aus der lateinischen Sprache und bedeutet Farbe oder Schminke. Alle farbgebenden Substanzen in einem lebenden Organismus werden ebenfalls als Pigmente bezeichnet. Die meisten Pigmente findet man in der Natur.
Zur Färbung der Wolle für unsere Taschen und Accessoires werden ausschließlich Naturfarben verwendet. Die Farben werden aus Pflanzen, Blättern, Baumrinden, aber auch aus Obst, Gemüse und sogar aus Insekten gewonnen.
Bei den verwendeten Pflanzen handelt es sich unter anderem um Eukalyptusblätter, Pacay-Schoten (eine Guaven-Art) und die Schoten des Tarabaumes.
Der Tarabaum hat seinen Ursprung im milden Klima der Andentäler Perus. Die Bäume sind nicht sehr groß, können aber sehr alt werden. Schon vor Jahrhunderten wurde die Pflanze als Medizin gegen Halsschmerzen und Atemwegserkrankungen sowie als Grundstoff der Farbherstellung genutzt. Bei der Ernte nehmen die Bäume keinen Schaden. Sie stellen zudem eine wichtige Einnahmequelle der Landbevölkerung Perus dar.
Tarabohnen in Verbindung mit dem Eisensulfat Collpa ergeben die Farben Blau und Grau. Collpa ist eine Mineralverbindung aus dem Regenwald. Bruchstücke dieser Mineralie werden mit Blättern vermischt und für etwa eine Stunde gekocht, bevor die Wolle hinzugegeben wird.
Aufgrund der vielfältigen Vegetation kann die Farbe Grün je nach Region in einem anderen Farbton erzeugt werden. Sie wird aus verschiedenen Pflanzen oder einer Kombination aus Pflanzen und Mineralien erzeugt.
Ein weiterer wichtiger Farbstofflieferant sind die Weibchen der Schildlaus (Conchinilla), die man auf Disteln und Feigenkakteen findet. Aus der Schildlaus wird der Farbstoff Karmin gewonnen. Die Herstellung dieses intensiv roten Farbstoffes war schon den Ureinwohnern Südamerikas bekannt. Auch in Europa wurden seit der Eisenzeit Schildläuse zur Herstellung der Farbe Karminrot gezüchtet. Die Insekten werden in der Sonne getrocknet und mit Hilfe eines Steins oder Mörsers zu einem feinen Pulver gemahlen. Dieses Pulver wird dann in kochendes Wasser gegeben und dient so als Basis des Färbeprozesses.
Färben: Vier Schritte der Vorbereitung
- Auswahl der Pflanzen: Viele Pflanzen enthalten in ihren Blättern, Wurzeln, Blüten oder der Rinde natürliche Farbpigmente. Welche Farbe entsteht, hängt von der verwendeten Pflanze, den Pflanzenteilen und der Kombination verschiedener Pflanzen ab.
- Einweichen: Pflanzen und Wurzeln werden für eine bestimmte Zeit in Wasser eingetaucht, bevor sie weiter verarbeitet werden. Normalerweise wird Leitungswasser verwendet, manchmal auch Regenwasser. Die Beschaffenheit des verwendeten Wassers kann Einfluss auf die entstehende Farbe haben.
- Waschen der Wolle: Bevor die Farbe auf Wolle aufgebracht werden kann, muss diese von ihren natürlichen Fetten befreit werden.
- Beizen der Wolle: Durch das Beizen wird die Wolle zur Aufnahme der Farbe aufbereitet. Als Beizmittel werden Zitronensäure, Ruß und Salz verwendet. Das Beizen der Wolle vor dem Einfärben verhindert, dass die Farbe durch Waschen oder Sonneneinwirkung ausbleicht.
Sensibler Umgang mit der Natur – Nachhaltigkeit
Die Kunst des Färbens mit ökologisch hergestellten Farben hatte unter den prähispanischen Völkern eine große soziale Bedeutung. Die Andenbewohner haben über Jahrhunderte ein reichhaltiges Wissen zur Verwendung von Pflanzen und Insekten als Arzneimittel oder zum Färben von Textilien erlernt und an die nachfolgenden Generationen weiter gegeben. Die Technik der Farbgewinnung ist bis zum heutigen Tag nahezu identisch.
Rückstände aus der Farbgewinnung sind kompostierbar und werden dem Kreislauf der Natur wieder zugeführt. Die Pflanzen, die zur Färbung verwendet werden, werden nur in dem Maße geerntet, wie sie auch wieder nachwachsen können. Durch diese Nachhaltigkeit findet kein Raubbau an der Natur statt. Wie schon die Ureinwohner Perus sind auch wir überzeugt davon, dass uns die Natur mit den optimalsten Ressourcen versorgt. Im Gegenzug erwartet die Natur einen schonenden Umgang mit ihr.
Farbe durch Kochen extrahieren
Pflanzenteile werden mit etwas Wasser in einem großen Topf unter großer Hitze zu einer breiigen Masse verrührt. Unter ständigem Rühren wird der dadurch entstandene Brei gekocht. Nach ungefähr einer halben Stunde (die Kochzeit ist abhängig von der Menge an Pflanzen) wird der Topf vom Feuer genommen. Die Masse kühlt ab, der erkaltete Sud wird durch ein Sieb gegossen. Die so entstandene Farbe kann sofort verarbeitet werden.
Wissenswertes
- Alpaka, Lama, Guanaco und Vikunja – Kameliden der Anden
- Peru – So bunt und vielfältig ist Südamerika
- Peruanische Küche und Rezepte
- Quechua – Das Vermächtnis einer alten Kultur
- Textilien zur Zeit der Inka
- Webrahmen selber machen
- Wer wir sind – Kipu´s Art und Artesanos Andinos
- Wolle aus Peru und Bolivien